Epoche 2: Die gotische Wallfahrtskirche zu St. Marien (ca. 1437/1438 n. Chr.)
Eine neue Kirche entsteht
In zwei Ablassbriefen aus dem Jahr 1441 wird von einer neuen Kirche zu Ehren der heiligen Jungfrau Maria berichtet. Sie ist eine Filiale der Pfarrkirche in Roth und damit der Jungfrau Maria geweiht.
Die Errichtung der neuen Kirche soll in die Jahre 1437/1438 fallen. Wie zu der Zeit üblich handelt es sich somit um ein Bauwerk im gotischen Baustil (spitze Türme, spitze Fenster...). Für den Bau ist wahrscheinlich der Markgraf von Brandenburg-Onolzbach (Kurfürst Friedrich I.) verantwortlich. Er wünscht sich für Wallesau eine Wallfahrtskirche, der im Lauf der Zeit viele Stiftungen (Felder, Wälder, Grundstücke im Dorf) zufallen und finanziert deshalb den neuen Bau. Die Gottesdienste werden anfangs vom Pfarrer aus Roth und seinen beiden Gehilfen gehalten. Schon bald sind diese jedoch nicht mehr in der Lage alle kirchlichen Aufgaben alleine zu erledigen. Aus diesem Grund wird für Wallesau die Stelle eines Frühmessers (kath. Hilfsgeistlichen) eingerichtet. Das extra für ihn geplante "Mesner-Häuschen" wird 1450 fertiggestellt. Es steht auf der anderen Straßenseite gegenüber der Kirche. |
Grundriss der gotischen Kirche St. Maria zu Wallesau
1 Hochaltar im Chor 2 li. Seitenaltar 3 re. Seitenaltar 4 Taufstein 5 Kanzel 6 Frauenbänke |
7 Frauenbänke 8 Männerbänke 9 Wendeltreppe 10 Stützpfeiler 11 Kapelle der hlg. Günthild |
Als Besonderheiten sind nicht nur der Hochaltar im Chor und die beiden Seitenaltäre im Kirchenschiff zu sehen, sondern auch die reichhaltigen Fresken, die den Turmchor zieren.
Die Fresken aus dem 15. Jahrhundert
Der Freskenzyklus aus dem frühen 15. Jahrhundert wird wahrscheinlich bei der Umgestaltung der Kirche im Jahre 1756 übertüncht und dabei teilweise zerstört. Erst nach dem Kirchturmbrand von 1955 stößt man wieder auf die alten Gemälde und versucht dann, diese so gut es geht freizulegen und zu restaurieren.
Die Fresken an der Wand links vom Altar
Die Geburt Christi. Zu sehen sind ein Teil der Krippe, Josef, Ochs und Esel |
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Der Apostel Andreas mit dem Schrägkreuz (Andreaskreuz), an dem er zu Tode kam |
Der Apostel Jakobus d. Ä. mit der Pilgermuschel in der Hand. |
Johannes des Evangelist mit Kelch und Schlange |
Die Fresken hinter dem Altar
Darstellung des Jüngsten Gerichts. In der Mitte thront Christus als Weltenrichter. |
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Apostel Bartholomäus mit |
Apostel Thomas mit Speer und Winkelmaß |
Apostel Paulus mit Schwert |
Die Fresken an der Wand rechts vom Altar
Die Schutzmantelmadonna als Himmelskönigin |
Jakobus d. J. mit der Tuchwalkerstange |
Thaddäus mit der Keule | Simon mit der Säge | Matthias mit dem Beil |
Reformationszeit (ca. 1517 - 1555)
Bereits 1528 greift die Reformation in Roth. Wallesau, obwohl zu Roth gehörend, führt jedoch 10 Jahre lang ein Eigenleben. Und dafür ist wohl der damalige (und letzte) Frühmesser Martinus Pauer verantwortlich, der nie ganz von seinem (katholischen) Glauben loskommt.
Erst als Pauer 1538 nach Freystadt wechselt (er hat viele uneheliche Kinder und liegt immer wieder mit verschiedenen Personen im Streit) werden nur noch evangelische Gotteshauspfleger vom Rat der Stadt Roth bestimmt. Alle 14 Tage wird ein Gottesdienst durch einen Rother Geistlichen abgehalten. Taufen finden in Wallesau statt, Beerdigungen und Hochzeiten nicht (nur in Roth).
Renovierung der Kirche (1601)
In diesem Jahr wird die Wallesauer Kirche grundlegend renoviert. Dabei werden auch die Malereien im Chor wieder aufgefrischt.
Der 30-jährige Krieg (1618 - 1648)
Schlechte Zeiten brechen für Wallesau im 30-jährigen Krieg an. Im Jahr 1633 wird das Dorf nahezu vollständig zerstört. Nur die Kirche und das Mesnerhaus bleiben erhalten. Beide Glocken werden entwendet. Die Kirche selbst dient nun lange als Pferdestall und Heuablage.
12 Jahre nach Kriegsende (1660) wird die Kirche wieder instand gesetzt. 1674 und 1700 bekommt das Dorf wieder neue Glocken. Es bleibt jedoch lange Zeit bei diesen beiden Glocken.
Eigenständige Pfarrei
Im Jahr 1730 wird Wallesau eine selbstständige Pfarrei mit einem eigenen Pfarrer. Nun finden hier auch Hochzeiten und Beerdigungen statt. Für diese Anlässe erhält die Pfarrei ein eigenes Vortragekreuz.
Das Vortragekreuz aus dem Jahr 1753 |
Im Mittelfeld der prachtvollen Ornamentik ist auf dem Kreuz ein Engel mit einer Fahne dargestellt. An der Spitze wacht das Auge Gottes über Leben und Tod. Die Initialen IMF weisen auf eine Stiftung hin.